Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition) by Lorentz Iny

Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition) by Lorentz Iny

Autor:Lorentz, Iny [Lorentz, Iny]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426424278
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2014-02-06T23:00:00+00:00


12.

Eine Stunde später waren die beiden Ziegen etwa zehn Schritte voneinander entfernt angepflockt. Trotz des reichlich vorhandenen Grases fraßen sie jedoch nicht, denn es lag immer noch der Geruch des Todes über der Wiese. Daher zerrten sie verzweifelt an ihren Stricken.

»Wollt ihr wohl aufhören!«, schimpfte Tobias, der eben einen Teil der Fackeln um sie herum in den Boden steckte.

»Lass sie doch!«, meinte Karl von Teck. »Wenn sie schreien, hört es der Bär und kommt.«

»Er scheint mir ein recht erfahrener Bursche zu sein. Was ist, wenn er die Falle wittert und zuerst auf uns losgeht?«, wandte Gontzau ein.

»Dann hoffe ich, dass ich gut treffe und Ihr Eure Spieße ebenso gut führen werdet.«

Karl von Tecks Grinsen wirkte jedoch nicht mehr sehr fröhlich, als er auf den See wies. »Wir sollten uns im Ufergebüsch verstecken. Wenn der Bär auf uns losgehen will, hören wir ihn dort eher kommen.«

Tobias war froh um die beiden erfahrenen Waidmänner an seiner Seite, denn allein wäre er wahrscheinlich vor Angst gestorben.

»Wann zünden wir die Fackeln an?«, fragte er.

»Sobald es dunkel geworden ist. Vorher ist es sinnlos, denn sie brennen nicht lange genug«, antwortete Karl von Teck.

»Wenn du es nicht machen willst, übernehme ich es«, warf von Gontzau, an Tobias gewandt, ein und wechselte einen vielsagenden Blick mit von Teck.

Tobias schluckte. Die Fackeln anzuzünden hieß, gut dreißig Schritt bis zur ersten Ziege zurückzulegen. Dabei würde er Gefahr laufen, selbst dem Bären zum Opfer zu fallen. Dennoch durfte er diese Aufgabe nicht den anderen überlassen.

»Ich übernehme das«, sagte er und blickte auf seine Taschenuhr, die ihm einst sein Pate geschenkt hatte. »In spätestens einer halben Stunde ist es Nacht. Wie lange soll ich noch warten?«

»Mindestens eine Stunde, nachdem es dunkel geworden ist. Wir wollen dem Bären doch die Gelegenheit geben, sich scheinbar ungesehen heranzuschleichen. Grab ein Erdloch für die Laterne, damit ihr Schein nicht zu weit dringt. Die Fackeln aber sollten wir erst anzünden, wenn der Bär sich längere Zeit nicht sehen lässt.« Noch während er redete, lud Karl von Teck sorgfältig seine Flinte und richtete den Lauf probehalber auf eine der Ziegen.

Tobias zog seinen Hirschfänger und begann, ein Loch zu graben, das groß genug war, um die Laterne ganz hineinzustellen.

»Mach es nicht ganz so tief! An die Laterne muss noch Luft gelangen, sonst erlischt sie«, mahnte Teck ihn noch, dann schwiegen die Männer sich an.

Für Tobias wurden es die längsten anderthalb Stunden seines Lebens. Immer, wenn er seine Uhr in das Loch hielt, um im Schein der Laterne die Zeiger abzulesen, schien kaum mehr als eine weitere Minute vergangen zu sein.

»Glaubt Ihr wirklich, dass der Bär kommt?«, fragte er Karl von Teck leise.

»Er hat wahrscheinlich einige Tage nichts gefressen und entsprechend Hunger. Daher wird er kommen!«, flüsterte der Jäger, ohne den Waldesrand aus den Augen zu lassen.

»Ich höre etwas!« Gontzaus Stimme klang wie ein Hauch.

Tobias spitzte die Ohren und vernahm nun selbst ein schleifendes Geräusch, das ihm durch Mark und Bein fuhr.

»Der Bär hat wohl Flöhe, denn er schabt sich an der Rinde eines Baumes«, spottete Karl von Teck und versetzte Tobias einen Klaps.



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